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"Gehobener" Bach
Der Bratschist Peter Langgartner, aus Oberösterreich stammend und am Salzburger Mozarteum lehrend, legt mit "Bach And All" (ambitus 96827) ein Bekenntnis ab: Er ist kein Purist, sondern ein recht sensibler Musiker mit Fingerspitzengefühl, bei dem sein Instrument solistisch die ganze Persönlichkeit entfalten kann. Das ist an den Bearbeitungen abzulesen, als er vom Thomas-Kantor die "Chromatische Fantasie" und je eine Suite für Laute und Cello für seine Viola übertragen hat. Dabei bleibt die Substanz nachvollziehbar eben auf eine andere Ebene gehoben. Die Wiedergabe ist oft deutlich verinnerlicht, ohne dass in den Tanzstücken der Suiten die Lust am Klang, der Schwung und die Freude am Spielerischen verloren gehen.
O.Ö. Nachrichten
Peter Langgartner hat lange (genug?) in diversen Formationen als Bratschist gewirkt. Jetzt hat er sich gewichtige „andere“ Werke auf den Leib, also für den Korpus seines Instruments zurecht geschrieben: Bachs Chromatische Fantasie, die Lauten-Suite BWV 995, und die Cellosuite BWV 1012 (Ambitus).
Er verändert dabei auch ihren Charakter und arbeitet höchst subjektiv etwas „Langgartnerisches“ ein. Das kann man mögen, kritisieren, vielleicht ein bisschen für verstiegen halten, aber auch für mutig oder kreativ -
originelle Blutauffrischung für „gewöhnliche“ Ohren.
Salzburger Nachrichten
Der geborene Oberösterreicher hat gleichviel Talent als Instrumentalist wie als Entertainer. Bei seinen Auftritten spielt er das eine gegen das andere aus, plaudert charmant - fast weanerisch - über die hohen Zeiten der Musik und über das, was man in Musik ausdrücken kann, und alles in der fröhlichen Art eines Conferenciers..., dann wieder zeigte er sich als Meister auf seinem Instrument - auch dabei immer auf Effekte bedacht...
Eine ungewöhnliche Mischung aus Klassik, Entertainment und Show, für die es kaum ein Beispiel gibt.
Marburger Neue Zeitung
Kindsmord im Presto
Ein Bach-Konzert wider das gängige Ritual
Was das nun haarsträubend versponnen oder sagenhaft originell?
Peter Langgartner hat Werke von Bach für die Bratsche erschlossen.Und das führte er im Halleiner Keltenmuseum vor.
Was fällt Langgartner beispielsweise zur 1.Violinsonate ein? Das Adagio-Thema will er aus dem Choral "Vom Himmel hoch" abgeleitet sehen, den Dissonanzenreichtum deutet er als "verregnete Weihnachten". So spielt er denn den Satz zerrissen, zerklüftet, spontan aufbrausend. Auch in der Fuge will er ein Stück des Weihnachtschorals ausmachen und uns die Flucht nach Ägypten "auf einem Esel" weismachen. Im Siciliano wird natürlich das Kind geschaukelt und - wenn das Thema auf höhere Saiten wandert - aus der Wiege genommen, "weil das Christkind Bauchweh hat". Das Presto-Finale schließlich stehe für den Kindermord des Herodes.
Peter Langgartner tritt an, die vermeintliche Absolutheit dieser Musik zu hinterfragen. Wie er das Werk anlegt, kraß in den dynamischen Kontrasten, Klangfarben auskostend von der äußersten Bogenspitze bis zum knarzenden Strich nahe am Steg, braucht es wohl solche Deutungen, um nicht zum Schluß zu komme, das sei alles maßlos überzeichnet. Ein Irrweg? Jedenfalls ein lustvoller Hörweg, der einen nachdenken läßt.
Langgartner erzählte auch barocker Liebe zu Gegensätzen, von der Matthäuspassion und vom Zerreißen des Vorhangs in der Todesstunde Jesu - und schon ging es rasende Skalen auf und ab in der Bratschenfassung der Chromatischen Fantasie: brilliant, aberwitzig!
Danach "nur" Musik: die 6.Cellosuite, schier berstend vor lustvollen musikantischen Einfällen, dabei so einprägsam strukturell aufgeschlüsselt - so aufregend neu kann gut bekannte Musik sein.
Salzburger Nachrichten
... mit fundiertem Wissen, echter Zuneigung und Verehrung sowie mit geistreichen Bemerkungen entwarf er ein prächtig farbiges Portrait des J.S.Bach.
Münchner Merkur
...ein Musiker, der weiß, was er spielt und sich auszudrücken vermag. Sein bedeutendstes Potential ist jedoch, wie er das Publikum zwei Stunden lang bei Stimmung und in Spannung hält..
Kronenzeitung
Anarchie in Tönen
Der bayerische Defiliermarsch mit seiner kernigen, blechernen Melodik wird zum Thema für einen Variationssatz, auf dessen Höhepunkt die Solo-Bratsche darüber eine regelrecht "klassische" Kadenz entwickelt. Allein das blasende und pfeifende Durcheinander so als hörte man den Marsch aus mehreren Bierzelten gleichzeitig, hätte einem Charles Ives alle Ehre gemacht, stammt aber von Paul Hindemith, der damit seine Kammermusik Nr.5 mit höhnischem Gelächter wider gepflegtem Akademismus ausklingen läßt. Das Vergnügen der Hörer, die zur Eröffnung der Salzburger Hindemith Tage den Wiener Saal des Mozarteums rammelvoll füllten war durchaus jauchzend und erzwang eine Wiederholung des Finales. Das ansehnliche bunte Häuflein von Mozarteum-Instrumentalisten in der Funktion des vorgeschriebenen größeren Kammerorchesters war so scheckig wie die Musik, die es hingebungsvoll exekutierte. Peter Langgartner, in modischer Lederjacke, jagte mit schier unbändiger Lust durch das solistische Bratschen - Noten - Gestrüpp: quasi zur höheren Ehre der klingenden Frechheit. Und manchem angestammten Salzburger Konzertbeobachter blieb der Mund des Staunens offen vor diesem erfrischend gegenläufigen Stück: Das soll Hindemith sein?
Salzburger Nachrichten